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Starke Partnerschaft in Zeiten der Energiekrise

Hans Brantner, Geschäftsführer der HB Brantner Fahrzeugbau GmbH, über die Zusammenarbeit mit der W.E.B, den Umgang mit den gestiegenen Energiepreisen und die Bedeutung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz.

Die Partnerschaft zwischen der Brantner GmbH und der W.E.B besteht schon seit 2016. Wie ist sie damals eigentlich zustande gekommen?

Zustande gekommen ist sie durch einen guten Bekannten unserer Firma, der auch für die W.E.B tätig war. Dann ist die W.E.B mit diesem Partner an uns herangetreten, ob wir nicht Interesse hätten, unsere Dachfläche für eine Photovoltaikanlage zu nutzen.

Worin bestand die ursprüngliche Motivation, die Firma Brantner mit PV-Versorgung auszustatten?

Als Familienbetrieb denken wir in größeren Zeiträumen. Entscheidend war der Gedanke der Langfristigkeit bei der Energieversorgung. Auch die Effizienz war ein Kriterium. Effizient ist etwas, wenn man es selbst produziert und in der Hand hat. Gerade in der Energiefrage wird das in Zukunft immer wichtiger werden.

Welche Modelle haben Sie denn mit der W.E.B vereinbart?

Die Installation der Photovoltaikanlagen erfolgte in mehreren Etappen und mit unterschiedlichen Nutzungsverträgen. Die erste Anlage wurde auf Pachtbasis errichtet, d. h., die Firma Brantner stellt der W.E.B ihre Dachflächen für eine Photovoltaikanlage zur Verfügung. Nach Ablauf des Pachtvertrags wird dann der Strom zu einem festgelegten Preis bezogen. Bei der nächsten Etappe wird der Strom im Rahmen eines Power-Purchase-Agreements (PPA) direkt von uns verbraucht.

Welchen Anteil des erzeugten PV-Stroms nutzen Sie für Ihre Produktion?

Im Schnitt können wir 80 % des bezogenen Stroms zum Betrieb unserer Anlagen verbrauchen, die restlichen 20 % gehen ins Netz. Insgesamt decken wir mit den Photovoltaikanlagen derzeit rund 35 % unseres Bedarfs, und das mit einem fix kalkulierten Preis. Im Sommer, bei guter Sonnenlage, haben wir tagsüber sogar ausreichend Strom für unsere gesamte Produktion.

Was sind bei Ihrer Produktion die Anlagen mit dem größten Strombedarf?

Wir haben bei unserer Produktion durchgängig einen sehr hohen Strombedarf. Etwa für die Laser-Schneidanlagen, mit denen wir Stahlteile  zuschneiden. Sehr energieaufwendig sind auch Schweißprozesse und die Strahlanlage für die Beschichtung, außerdem die KTL- sowie Pulverbeschichtung. Dazu kommen die Pumpen, die rund um die Uhr laufen, und dann noch die Lüfter. In der Nacht und im Winter müssen wir natürlich Strom zukaufen. Aber wir konnten trotz gestiegener Strompreise mit der W.E.B Lösungen finden, die die Lage erträglich gemacht haben. In dieser Situation sind die Photovoltaikanlagen natürlich ein Segen, und wir sind heute doppelt froh, dass wir schon so früh damit gestartet haben.

Sind Stromspeicher für Sie ein Thema?

Bei unseren Strommengen ist das aktuell noch kein Thema. Die Kapazitäten, die unser Betrieb benötigen würde, sind einfach zu groß.

Wie sind Sie denn mit den gestiegenen Gaspreisen im vergangenen Jahr zurechtgekommen?

Da treffen Sie einen wunden Punkt. Unsere energieintensiven Trocknungsanlagen werden mit Gas beheizt. Wir hatten im Jahr 2021 Gaskosten von rund 100.000 EUR. 2022 sind wir bei einer knappen Million gelandet. Dazu gibt es derzeit keine Alternative. Mit Hackschnitzeln würden wir nicht die erforderliche Temperatur von 200 Grad erreichen. Natürlich haben wir aufgeatmet, als die Gaspreise zu Jahresende wieder gesunken sind. Das war ein riesiger Unsicherheitsfaktor. Wir hatten das Glück, dass wir so viele Aufträge hatten, dass wir diese Kostensteigerung abfedern konnten.

Wie verteilen sich bei Ihnen die Gas- und Stromkosten anteilsmäßig?

Lange Zeit hatten wir bei den Kosten eine Verteilung von 80 % für Strom und 20 % für Gas. Das wandelt sich aber im Moment. Welche Stromkosten ich heuer habe, weiß ich noch nicht, weil ich hier über die W.E.B als Partnerin am Spotmarkt einkaufe. Ich schätze, dass die Aufteilung heuer 65 % Strom und 35 % Gas sein wird.

Haben sich die erhöhten Energiekosten auf die Preisgestaltung bei Ihren Produkten niedergeschlagen?

Natürlich. Ein noch größeres Thema als die erhöhten Energiekosten sind aber die gestiegenen Preise bei den Rohstoffen. Wir mussten unsere  Verkaufspreise so stark wie noch nie zuvor anheben, in den letzten zweieinhalb Jahren in Summe um 30 %. Unsere Produkte bestehen hauptsächlich aus Stahl, und die Rohstoffpreise haben sich hier verdreifacht. Das führt zu der Unsicherheit, ob sich die Kund:innen unsere Produkte überhaupt noch leisten können. Glücklicherweise haben sich unsere Befürchtungen nicht bestätigt. Da hat sicher die gestiegene Inflation eine Rolle gespielt. Da unsere Kund:innen fast immer mit Eigenkapital finanzieren, investieren sie lieber in feste Werte.

Gibt es in Ihrer Produktion die Möglichkeit, die Energieversorgung durch Ausweichen auf andere Energieformen umzustellen?

Allenfalls auf langfristige Sicht. Etwa durch die Umstellung der Heizung unserer Produktionshallen von Gas auf Hackschnitzel. Aber die Spielräume sind da relativ gering.

Welchen Anteil machen die Energiekosten insgesamt an Ihren Produktionskosten aus?

Wir hatten lange Jahre einen Anteil von 1,5 %, aktuell sind wir ungefähr bei 6 bis 7 %.

 

In der derzeitigen Situation sind die Photovoltaikanlagen natürlich ein Segen, und wir sind heute doppelt froh, dass wir schon so früh damit gestartet haben.

Welche Rolle spielt in Ihrem Unternehmen das Thema Energieeffizienz?

Das war bei uns schon immer ein Thema, dessen Bedeutung jetzt natürlich noch gewachsen ist. Ich sehe vor allem Möglichkeiten bei den Produktionsmaschinen und bei der Technologie. Es gibt moderne Laser-Schneidanlagen, die um 50 % weniger Strom verbrauchen als die älteren. Da mit den neuen Lasern zugleich wesentlich schneller produziert werden kann, amortisieren sich solche Investitionen bereits nach fünf Jahren. Bei den Strahlanlagen und bei den Trocknungsanlagen kann man die Einschaltzeiten optimieren. Ein Faktor war auch die Umstellung der kompletten Hallenbeleuchtung auf LED. In früheren Zeiten war Energiesparen sicher ein viel wichtigeres Thema als heute, bis zur aktuellen Preisexplosion. Wir müssen das Energiesparen regelrecht wieder lernen.

Sind die Investitionen in Ihr Unternehmen in den letzten Jahren gestiegen?

Wir haben in den letzten Jahren so viel investiert wie noch nie in der Firmengeschichte. Sonst ist man auf dem Markt nicht mehr konkurrenzfähig. In den letzten zehn Jahren sind wir um die 40 bis 50 % gewachsen.

Wenn Sie die nächsten ein, zwei Jahre in die Zukunft blicken, können Sie da überhaupt noch detailliert planen? Oder stellen Sie sich darauf ein, nur noch flexibel zu reagieren?

Natürlich muss man planen, aber man muss auch wissen, dass man gewisse Dinge nicht beeinflussen kann. Wirklich vorauszuplanen traue ich mich nach den letzten zwei Jahren nicht mehr. Unsere strategischen Eckpfeiler waren schon immer: Qualität, Stabilität und Flexibilität. Gelebte Flexibilität hat uns in letzter Zeit geholfen, durch die Krise zu kommen. Was das Thema Energie betrifft, so glaube ich, dass die Lage sich wieder beruhigen wird. Ein Ziel muss auf jeden Fall sein, dass wir irgendwann die CO2-Neutralität erreichen.

Sie haben die Führung des Unternehmens vor sieben Jahren von Ihrem Vater übernommen, als vergleichsweise junger Mann von 34 Jahren. War das eine Herausforderung?

Das war eine enorme Herausforderung, die einiges mit sich gebracht hat, was ich nicht vorausgesehen habe. Aber da ich prinzipiell ein positiv denkender Mensch bin und Herausforderungen gern annehme, macht mir die Arbeit großen Spaß.

Die Photovoltaikanlagen bei Brantner

Die ersten Photovoltaikanlagen fanden bereits in den Jahren 2016 und 2017 den Weg auf die Dächer der Firma Brantner; 2020 folgte das erste Freiflächen-Photovoltaikprojekt am Gelände des Unternehmens. Nach einer letzten Ausbauphase Ende 2022 betreibt die W.E.B am Standort der Firma Brantner nun insgesamt 13 Photovoltaikanlagen mit mehr als 3 MWp Leistung.

Hans Brantner

Hans Brantner hat Ende 2015 die Geschäftsführung der Brantner & Sohn Fahrzeugbau GmbH von seinem Vater übernommen. Das Unternehmen mit rund 300 Mitarbeiter:innen und Sitz in Laa an der Thaya ist der größte westeuropäische Produzent von Anhängern für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. Seit 1979 ist das Unternehmen zusätzlich im Segment Hallenbau tätig und seit 2021 in der Lohnbeschichtung für XXL-Teile.